Seminar vom 15. Juni: Kurzübersicht über die Schweizer Medienlandschaft
50 Personen aus allen Medienbereichen haben am 15. Juni in Bern an einer spannenden Arbeitstagung teilgenommen. Zum ersten Mal haben JournalistInnen, Filmschaffende und unabhängige Produzent/innen gemeinsam Bilanz gezogen über die Situation bei den beiden grossen Sektoren der Schweizer Medien, dem Printbereich und der audiovisuellen Branche.
Am Morgen haben sechs Redner Ihre je eigene Sichtweise auf die Schweizer Medien präsentiert.
Eine Erkenntnis zu den ökonomischen Ressourcen war: Die privaten Verlagshäuser haben bei den Werbeeinnahmen einen Verlust von 300 Millionen Franken erlitten. Davon haben aber nicht die SRG profitiert, sondern die ausländischen TV-Werbefenster.
Am Nachmittag hat eine erste Arbeitsgruppe zum Service Public die Notwendigkeit betont, dass sich die SRG auf dem Feld des Internets frei entwickeln kann. Es wurde auf die Gefahr für den Service Public hingewiesen, in einer Falle stecken zu bleiben: Zwischen jenen, die von der SRG erwarten, dass sie ihr Programm umgestaltet und das Niveau erhöht; und denjenigen, die sie zerschlagen möchten, sei es aus politischen Gründen, weil sie als zu links beurteilt wird, oder aus wirtschaftlichen Gründen, um sich die rentabelsten Stücke einverleiben zu können.
Die zweite Arbeitsgruppe stellte fest, dass das Internet bis zu einem gewissen Punkt die Illusion vermittelt, die Gesellschaft von morgen könne auf JournalistInnen verzichten - eine verbreitete Sichtweise vor allem bei Jungen, die keine gedruckten Zeitungen mehr kaufen. Dieses Phänomen bedroht die demokratische Auseinandersetzung. Die Rolle einer Bewegung wie medien für alle ist es, aus einer zivilgesellschaftlichen Perspektive heraus verständlich zu machen, dass Qualitätsjournalismus eine wesentliche Grundlage der Demokratie ist – ganz besonders in einem Land, das verschiedene Sprachgemeinschaften und Minderheiten beheimatet.
Die dritte Arbeitsgruppe hat diskutiert, wie der Kampf für den Service Public und derjenige für eine private Presse von hoher Qualität in Übereinstimmung zu bringen wären. Das Ziel sei, für keinen der beiden Bereiche eine Priorität zu setzen. Nur die Bündelung der Kräfte zur Verteidigung der öffentlichen und privaten Medien hat Chancen, dass die schweizerische Medienlandschaft dem "Internet-Tsunami" widerstehen kann. Dieser Widerstand darf nicht elitär sein, sondern muss Wege finden, für die Zivilgesellschaft spürbar zu machen, wie die eigene Lebenswelt Schaden nimmt, wenn die Macht über die Medien in globale Sphären entgleitet.